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2015Review des Servonaut SMB Soundmoduls für Kettenbagger
An dieser Stelle möchte ich wie versprochen den neuen Sound SMB der Firma Servonaut/Tematik aus Wedel vorstellen. Ich habe den Sound nun seit gut einer Woche in meinem Modell, einem Hitachi Zaxis 290 LCN auf RH 6.6 Basis von Damitz verbaut. Auf dem Spätsommerfest des Roadworker Parcours Urmitz konnte ich ihn dann ausgiebig unter realen Bedingungen testen. Reale Bedingungen? Ja, dies ist insbesondere deswegen notwendig, weil sich ein so komplexes Soundmodul für einen Bagger, erst unter Realbedingungen beweisen kann.
Wer direkt zu meinen Einstellungen für die Brixl möchte, findet hier den Link
Vorwort:
Komplex? Ja, das ist ein Baggersound immer. Im Gegensatz zu einem LKW-Sound müssen bei einem Bagger sehr unterschiedliche Bewegungen, Kraftverteilungen und neben dem reinen Motorsound auch die Hydraulik, Getriebe und Kettenplatten akustisch untermalt werden. Hierbei hat sich gezeigt, dass es zwei Ebenen des Testens gibt, einerseits die Einrichtung der einzelnen Soundkomponenten auf die Geber des Modell-Senders und andererseits das Testen der einzelnen Funktionen separat und auf der zweiten Ebene der Test des Zusammenspiels des Ganzen beim „realen“ Baggern mit bis zu 4 gleichzeitig ausgeführten Funktionen. Erst hier zeigt sich meiner Meinung nach, ob ein Soundmodul sein Geld wert ist.
Der Einbau in meinem Bagger:
Zuerst einiges zu meiner „Testumgebung“, ich habe den SMB unterhalb meiner Kabine im Bagger untergebracht, er liegt quasi zu Füßen des Fahrers :-). Aufgrund der etwas spärlichen und nicht gut zugänglichen Kabelwege im Damitz Bagger habe ich die beiden Servokabel (blauer und klarer Stecker) und das Kabel für das Lautstärkepoti am Arm vorbei geführt, alle drei Kabel gehen durch einen ungeschrumpften Schrumpfschlauch an der Drehdurchführung vorbei.
Das ich das Kabel für das Lautstärkepoti ebenfalls zur rechten Baggerseite führe liegt daran, dass ich es mit einem Servo antreibe, um die Lautstärke ferngesteuert zu bedienen. Es ist ein wenig schade, dass die Lautstärke nicht von Hause aus fernbedienbar ist, was letztlich aber auch der extrem geringen Größe des SMB, (er basiert auf der gleichen Hardware wie der SM3 und gehört damit zu den absoluten Soundzwergen im Funktionsmodellbau) und natürlich auch den oft mangelhaften Eigenschaften einer digitalen Regelung (ich habe oft erlebt, dass eine digitale Volumensteuerung zu Störgeräuschen und zu einem extremem Abfallen der Klangfülle im niedrigen Lautstärkebereich führt.
Ich habe eben von einem „Soundzwerg“ geprochen, der SMB ist nur von den Ausmaßen her ein Zwerg, seine Leistung reicht aus, um die meisten Lautsprecher, wie sie in unseren Modellen Platz finden, zu „grillen“. Gerade dies ist auch der Grund dafür, warum die Mannen um Jörg Völker in der Anleitung des SMB mehr als deutlich darauf hinweisen, dass bei einer Stromversorgung von 7,2V ein Lautsprecher mit einer Impedanz von 8 Ohm und bei 12v ( 3S Lipo) eine Impedanz von 16 Ohm empfohlen wird. Ich persönlich betrachte diese Sichtweise eher als ein wenig konservativ, muss aber eingestehen, dass die Wahl des Lautsprechers, die Qualität und insbesondere der Einbau des Modules nur sehr schlecht vohersehbar sind. Daher ist diese Vorgabe sicherlich auch nachvollziehbar.
Man mag sich dazu stellen wie man will, der SMB ist ein kleiner Kraftbolzen, der seine hohe Ausgangsleistung mit einer gehörigen Erwärmung quittiert. Leider sind 16 Ohm Lautsprecher sehr rar gesäht und er muss schließlich auch in das jeweilige Modell passen.
Ich habe mich entschlossen, den Breitbandlautsprecher Visaton Sc 5.9 in 8 Ohm zu verbauen. Vor dem SMB betrieb ich einen SMT (LKW-Sound) aus gleichem Hause in meinem Bagger, diesen allerdings an der 4 Ohm-Version dieses Lautsprechers.
Der Lautsprecher sitzt RH 6.6 typisch im Gegengewicht des Baggers, also im hinteren Teil der Akkuschublade.
In den anderen Fahrzeugen betreibe ich an den neuen Sounds von Servonaut den Klangregler SM-EQ, hier im Bagger fand ich ihn beim ersten Versuch unnötig und habe auf ihn verzichtet, dies kann aber in anderen Konstellationen ganz anders aussehen, ich bitte das zu berücksichtigen.
Diese Abweichung von der Vorgabe, Jörg Völker möge es mir verzeihen, war für mich aktuell der einzige Weg einen Lautsprecher „artgerecht“ in meinem Bagger zu verbauen. Hierbei ist mir bewußt, dass einerseits der obere Bereich der Lautstärkeeinstellung zu meiden ist und andererseits beim Einbau des SMB darauf zu achten ist, dass das Modul mit seinem Kühlkörper (der bedruckten Oberseite) nach unten auf das Bodenblech des Oberwagens zu montieren ist, bzw. in anderen Baggern mit möglichst flächigem Kontakt zu einer „Kühlfläche“ aus Metall erfolgen sollte. Jegliches Einwickeln in isolierendes Material ist dabei zu unterlassen!
Für den Fall, dass einige von euch jetzt Magengrummeln bekommen, von wegen „nicht die volle Lautstärke nutzen“ und „Wärme abführen“: Euch sei gesagt, dass das SMB laut ist…. nein es ist sehr laut! Bei meinem Lautsprecher und seiner Bedämpfung im Damitz Bagger lässt sich bis gut über die Hälfte des Potiweges eine deutliche Lautstärkezunahme wahrnehmen, danach nimmt dieser Effekt ab, ein Zeichen dafür, dass jetzt nicht mehr ein Zuwachs an Schalldruck erfolgt, sondern die Leistung des Akkus an anderer Stelle in Wärme umgesetzt wird. Es ist also eine gute Idee, hier die Einstellung zu begrenzen und den Sound darüber nicht mehr zu betreiben. Euer Lautsprecher wird es euch danken.
Dieser Bericht ist lang und für Ungeduldige deshalb ein Vorabfazit:
Nun komme ich zur Sache und zur Frage, wie klingt er nun?
Um es vorweg zu nehmen, ich bin begeistert, mir ist es nach etwas Einstellarbeit und dem Durchlaufen der beiden beschriebenen Ebenen gelungen dem Sound genau das zu entlocken, was ich mir erhofft habe: einen Motorsound der meinem Bagger ein deutliches Stück realistischer macht und nicht als seltsam klingendes Klangfeuerwerk sein „Eigenleben“ führt.
Natürlich ist immer Luft nach oben, und ich werde auch im Verlauf dieses Reviews darauf zurückkommen, aber es gilt schon jetzt an dieser Stelle den Entwicklern Respekt zu zollen, für mich hat Servonaut hier einen sehr guten Job gemacht.
Der Aufbau und die Einrichtung:
Jetzt möchte mich dem Aufbau und den Möglichkeiten die der SMB seinem Besitzer bietet, widmen. Der SMB ist eine wirklich kleines, Servonaut-typisch in zähem Schlauch eingeschrumpftes Modul. Auf der einen Seite verlassen 4 einzelne Kabel den Baustein, zwei Gelbe für den Lautsprecher und ein rot/schwarzes Pärchen für die Versorgungsspannung. An diesem Kabel befindet sich ein weißer mit „Servonaut“ beschrifteter BEC-Stecker, dessen Sinn sich mir (!) nicht wirklich erschließt, er hat bei mir den Weg in die Bastelkiste gefunden.
Auf der anderen Seite sind zwei Servokabel (einmal mit blauem Stecker und einmal mit einem klaren Stecker) fest angeschlossen – im Gegensatz zu älteren und anderen Modulen aus dem Hause Servonaut, sind diese Kabel recht kurz. Ich begrüße dies, weil ich ohnehin oft genötigt bin, Kabel zu verlängern und somit die Trennstelle zu den Servoverlängerungen in Nähe des Moduls habe, was die Geschichte modularer macht. Zusätzlich befindet sich auf dieser Seite noch die dreipolige Stiftleiste an der das Kabel mit dem Lautstärkepoti angeschlossen wird.
Dankenswerter Weise hat Servonaut hier wieder die Lösung mit dem steckbaren Kabel gewählt, so lässt sich das Modul auch bei fest im Modell verbautenm Poti noch entfernen.
Das Modul hat wie fast alle Bausteine von Servonaut einen mit eingeschrumpften Kühlkörper, auf ihm ist auch die Beschriftung für die Anschlüsse aufgebracht. Diese Vorgehensweise ist praktisch, weil es den Abgleich mit Photos und Skizzen in der Anleitung unnötig macht – die Anschlüsse lassen sich so zweifelsfrei identifizieren. Sicherlich haben auch Schraubklemmen ihren Vorteil, führen allerdings in der Regel zu Verknappung unseres im Modellbau oft höchsten Gutes…. dem Platz und genau hier weiß das SMB zu punkten.
Beim Blick auf das SMB wird dem Modellbauer auch sehr schnell klar, wofür die beiden Eingänge sind. Piktogramme beschreiben die Funktion des ersten Kanals (blauer Stecker) mit dem Geber für Druck (Hydraulik) und Rauschen (Entlastung). Hier wird auch klar, dass die beiden Soundsamples für das Hydraulikpressen und das Entlastungsrauschen nicht gleichzeitig ausgegeben werden können.
Ich habe mich bei meinem Bagger in der Programmierung dafür entschieden, dass das Senken des Armes auf jeden Fall zu Rauschen führen soll, alle anderen Bewegungen zu einem mehr oder weniger (je nach Zylindergröße) ausgeprägtem Hydraulikpfeifen. Hierbei versah ich das Senken des Armes mit einem so hohen Wert, dass das Rauschen unabhängig von der Stellung der anderen Ventile ertönt. Damit verhindere ich ein stetiges Wechseln zwischen dem „Hydraulik-Pfeifen“ und dem „Rauschen“, was sich im Baggerbetrieb unschön anhört und zu abrupten Wechseln zwischen den, nebenbei bemerkt, sehr gut gesampelten Sounds führt.
Durch die Doppelfunktion ist es nötig, diesen Kanal mit einem Mixer anzusteuern. Man muss sich in unseren Modellen einen Mixer als einen virtuellen Kanal vorstellen, der wie ein Geber verwendet wird, aber aus dem Zusammenmischen von verschiedenen Gebern in unterschiedlicher Richtung und Ausmaß gebildet wird. In diesen Mischer gehen also alle Geber-Funktionen hinein, die auch eine Reaktion des Soundmoduls erfordern, mit Ausnahme der Funktionen Oberwagen drehen und der Ketten! Ja, und natürlich der Hupe ;).
Der zweite Kanal ist nach kurzem Blick auf die Piktogramme einerseits für den Anlasser/das Abstellen und das Kettengeräusch zuständig, andererseits für die Hupe und das Drehgeräusch. Auch hier wird wieder klar, dass es systembedingt Abhängigkeiten gibt. Diese sind allerdings meiner Meinung nach für die Praxis unbedeutend, es sei denn, man legt Wert auf das Drehgeräusch während des Fahrens!
In diesen Mischer kommen also sowohl der Geber für Start/Hupe (vorzugweise ein Taster mit drei Stellungen), die beiden Kettenregler bzw. im Falle eines vollhydraulischen Baggers die beiden Ventile für das Kettenlaufwerk, sowie die Drehfunktion Dabei ist zu beachten, dass der Anlasser bei rund 50% des maximalen Servoweges kommt und die Hupe ba ca. -50%. (Diese Prozentwerte sind bezogen auf einen Impulsbereich von 1-1,5-2ms Impulsbreite. Die Firma Servonaut scheint hier eine andere Einstufung zu haben, weshalb mich die in der Anleitung angegebenen Werte zunächst verunsichert haben. Etwas verwirrend, aber für den Betrieb letztlich unbedeutend.
Um nun sowohl das Fahrgeräusch als auch das Drehgeräusch ansteuern zu können müssen die Geber für die Ketten und das Drehen ebenfalls in diesen Mischer, dabei steuern die beiden Geber für die Ketten jeweils in beiden Richtungen den Mischer in positive Werte auf ca. 14% und der Geber für das Drehen ca. -26% (in negative Richtung). Warum nun bei den Ketten mit kleineren Werten arbeiten? Dies liegt daran, dass die meisten Mischer Addierer sind und wenn man mit beiden Ketten 25% Vollgas fahren würde, wäre das Ausgangssignal für den Mischer 50% und damit würde nicht das Kettengeräusch angesteuert, sondern der Anlasser! Autsch! Also gilt es hier ein wenig aufzupassen.
Ich habe das Kettengeräusch so eingestellt, dass es erst ertönt, wenn die Kette sich schon leicht bewegt. Dies ist notwendig weil das Fahrgeräusch ein prägnantes Kettenklappern beinhaltet, welches perfekt zu dem Bagger passt, allerdings voraussetzt dass die Kette sich sicher bewegt, wenn das Geräusch ertönt. Glücklicherweise hat Servonaut auf das unsägliche Kettenquietschen verzichtet! Danke dafür!
Etwas schade ist, dass das Kettengeräusch zwar gut und passend klingt, jedoch in der Geschwindigkeit statisch ist. Damit ist die Verwendung des SMB für Dozer und Laderaupen leider weniger geeignet.
Was ich sehr gut finde ist, dass Servonaut dafür gesorgt hat, das der Übergang von Drehen zum Hupen einwandfrei funktioniert. Mir passiert es oft, dass ich das Beladen eines LKWs abgeschlossen habe und während ich dem LKW-Fahrer per Hupe signalisiere, dass er fahren kann, drehe ich den Oberwagen des Baggers schon wieder meinem Baggerloch zu, um dieses aufzuräumen, schon Erde zu lockern oder auch um der Akkordanforderung der Baustelle gerecht zu werden. Ein sehr hoher Wert im Mischer für die Hupe sorgt dafür, dass egal ob ich fahre oder den Oberwagen drehe, das Hupen möglich ist.
Die Hupe ist eine typische Baggerhupe, klingt ein wenig wie eine PKW-Hupe, was sie ja im Original auch faktisch ist. Dabei ist sie klanglich rein, etwas hell aber eindeutig passend. Dies hat gegenüber anderen Hupensounds den Vorteil, dass die Hupe auch einwandfrei zu identifizieren ist.
Sie ist laut und wirklich gut zu hören. Diese laute Abmischung, die mir schon bei den letzten Entwicklungen von Servonaut aufgefallen ist, ist sehr angenehm, weil man bei dem im Dauerbetrieb über den Tag oft nervenden Motorsound eine leisere Einstellung fahren kann und die Hupe dennoch die Aufmerksamkeit erzeugt, die man sich wünscht.
Zu der ganzen Einstellerei des Sounds muss man sagen, dass sie deutlich mehr von dem Modellbauer abverlangt, als ein Motorsound für einen LKW, dies liegt aber nicht am Sound selbst, sondern an der Komplexität des Baggers an sich. Plausibler hätte man dies allerdings Seitens des Sounds nicht wirklich lösen können! Großes Kompliment an dieser Stelle an die Macher!
Das Fazit:
Wenn ich mit dem so von mir eingestellten Sound meinen Bagger bewege, habe ich wirklich das Gefühl, dass der Sound absolut passend ist und sich sehr gut mit meinem Bagger und der Art meines persönlichen Baggerstiles verbindet.
Klar ist Luft nach oben, es gibt keine Schlaggeräusche und der Kunde hat nicht die Möglichkeit, z.B. die Einzelgeräusche in der Lautstärke anzupassen. Ich hätte mir für meinen Teil gewünscht, dass das Leerlaufgeräusch leiser ist und sich nicht nur in der Art des Geräusches vom Betriebsgeräusch abhebt, sondern auch in der Lautstärke, und so den Leerlauf etwas ruhiger und unaufdringlicher darstellt. Dies ist aber sicherlich mein persönliches Empfinden und wird nicht von jedem so gesehen.
Und auf die Frage hin: kann ich den Sound empfehlen? Ja, ich kann – erstmals bekommt der Modellbauer zu einem fairen Preis ein fertiges Modul für den Bagger, welches von den Abmessungen sehr kompakt ist, sehr gut klingt und sich an Fernsteuerungen mit 2 verfügbaren Mischern mit einem wirklich guten Ergebnis betreiben lässt.
Servonaut hat mit diesem ersten Spezialsound gezeigt, dass sie nicht nur LKW vertonen können – ich bin gespannt was uns in der Zukunft noch aus Wedel erwartet.
Link zu meinen Einstellungen SMB an Brixl
Nachtrag:
Das hier getestete Modul mit Softwareversion 1.1 wurde von mir am 14.9.2015 bei Servonaut in Wedel regulär gekauft, im Zuge meiner Versuche hatte ich Kontakt zum zuständigen Entwickler Jens Bause, der mir viele Fragen bereitwillig beantwortet hat. Vielen Dank dafür! Zuwendungen für diesen Bericht hat es nicht gegeben, ich bin „normaler Kunde“ und mein Bericht ist allenfalls durch eine eher positive Grundeinstellung gegenüber der Firma Servonaut gefärbt und beinhaltet auf jeden Fall subjektive Ansichten und Empfindungen!
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